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Ficken, ficken, ficken ... warum schreibt er nicht ein einziges Mal „Vögeln“?

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13. November 2005

Mir fehlt das Literarische Quartett!

Dem einen oder anderen Besucher meiner Seite wird es vielleicht schon aufgefallen sein, auf der Startseite meiner Website befindet sich ein kleines Bild. Einigen wird vielleicht auch aufgefallen sein, dass dieses Bild einen Alternativtext hat. Er lautet: „Ficken, ficken, ficken … warum schreibt er nicht ein einziges Mal ‚Vögeln‘?“. Es gibt einen guten Grund dafür: Die Schuld daran tragen das Literarische Quartett im allgemeinen und Marcel Reich-Ranicki im besonderen.

Wer? Wie? Was?

Dazu muss ich ein wenig mehr ausholen. In der Folge des Literarischen Quartetts vom 30. Juli 2000 – den Jüngeren vielleicht nicht mehr bekannt: es handelt sich um eine Fernsehsendung des ZDF, in der sich Marcel Reich-Ranicki, Sigrid Löffler, Hellmuth Karasek und ein Kritikerstatist, den die drei wohl meist kurz vor der Sendung in irgendeinem 3sat-Redaktionsbüro ausgegraben hatten, über nichts anderes als Bücher unterhielten – kam es durch göttliche Fügung (auch wenn ich als Atheist da etwas befangen bin) zu einem – wie ich damals dachte – Geniestreich der deutschen Fernsehgeschichte.

Alles lief aus dem Ruder, Marcel Reich-Ranicki ließ seine legendäre „Ficken“-Tirade vom Stapel, Siegrid Löffler verwies auf den existenten oder nicht existenten Synonymreichtum der deutschen Sprache auf diesem Gebiet und Hellmuth Karasek gab so etwas wie eine Interpretation eines Loriotstückes. Und trotzdem wirkte alles so professionell, als hätte es gar nicht anders stattfinden sollen.

Eigentlich wollte Frau Löffler das Buch Gefährliche Geliebte von Haruki Murakami vorstellen. Ich sollte vielleicht noch anmerken, dass alle Beteiligten Vollprofis im Medienbusiness sind. Man vergißt das zu leicht bei dem, was danach passierte und sich so anhörte.

Das Ende

Diese Sendung wurde zum vorweggenommenen Schlusspunkt des Literarischen Quartetts. Denn wie tief der Streit die Gräben zwischen den Teilnehmern aufriß, wurde erst im Nachhinein offenbar. Da halfen auch die späteren versöhnlichen Worte nichts mehr – mit dem Ausstieg von Siegrid Löffler war das Literarische Quartett einem seiner wichtigsten Köpfe beraubt.

Man mag mich sentimental nennen, aber ich vermisse diese Sendung.

Und so sehen wir betroffen
Den Vorhang zu und alle Fragen offen.