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reieRMeisters Mitleid in Dosen

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27. Dezember 2005

Liebe GASAG,

da Ihr Euren Kunden so ein schönes verspätetes Weihnachtsgeschenk gemacht habt (anders kann ich Eure Preisherhöhung für Gas zum 1. Januar 2006 nicht verstehen), will ich Euch auch etwas schenken – eine ganze Dose Mitleid. Aber schön langsam trinken, denn so schnell wird Euch nie wieder jemand was schenken!

Bereits im Oktober 2005 hattet Ihr Euren Kunden mehr oder weniger direkt mitgeteilt, dass Ihr leider Eure Gaspreise erhöhen müßt. „Mehr oder weniger“ vor allem deshalb, da Ihr ja dank §4 AVBGasV Euch nicht einmal selbst die Mühe machen müßt, Eure Kunden selbst zu informieren, sondern das zum Beispiel der Presse überlassen könnt – schließlich genügt eine „öffentliche Bekanntgabe“. Und die wäre wahrscheinlich sogar gegeben, wenn Ihr die neuen Preise auf einem kleinen Zettel ans Türchen Eures Hausmeisterkabuffs nageln würdet.

Damals schrieb ich (wie wahrscheinlich viele andere Berliner auch) Euch einen netten Brief, den Ihr mir auch relativ zeitnah beantwortet habt. Natürlich hauptsächlich gefüllt mit nichtssagendem Blabla – es ist ja auch klar, dass Ihr unmöglich auf alle Fragen eingehen könnt, die Eure Kunden sich da erdreisten zu stellen. Können die denn nicht einfach die Fresse Klappe halten und verflucht nochmal die Preiserhöhung hinnehmen?

Ich zum Beispiel wollte wissen, warum Ihr nicht wie jedes andere Unternehmen auch, Eure Kunden per Brief über die Preiserhöhung informiert habt. Eure Antwort war eigentlich nur, dass Ihr das ja von Gesetz wegen nicht müßt und darum auch nicht tut. Und die Preise werden den Kunden halt erst mit der Abrechnung auf einem Tarifblatt mitgeteilt. Rückwirkend. Vielen Dank. Tolles Signal an die Kunden.

Auch meine Frage inwiefern Ihr bei Eurer Preiserhöhung billigem Ermessen gefolgt seid, habt Ihr nur mit einem allgemeinen Hinweis auf eine Offenlegung der Preiskalkulation im Januar 2006 umschifft. Mit dem netten Hinweis garniert, dass es natürlich für einen Versorger unmöglich sei, jeden Verbraucher von der Richtigkeit der Tarife zu überzeugen. Schon klar. „Die Kalkulationsgrundlagen sind außerordentlich komplex, ihre Überprüfung ist Aufgabe der Landeskartellbehörde oder der Gerichte“ – Ihr habt in diesem Satz nur vergessen, ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass Eure Kunden natürlich samt und sonders zu beschränkt sind, Eure Kalkulationen zu durchblicken und sie schon allein deshalb diese Unterlagen nicht serviert bekommen werden.

Und natürlich unterlaßt Ihr es nicht, mir zu versprechen, mein Vertrauen in Eure Dienstleistungen wiedergewinnen zu wollen. Ah ja. Sehr interessant. Und wie macht man sowas am besten? Richtig: man erhöht die Preise nach vier Monaten noch einmal. Genau so hab ich mir das vorgestellt.

Zum 1.1.2006 erhöht Ihr die Gaspreise wieder. Bei einer durchschnittlichen Erhöhung von 10,9 % im Oktober und 8–12 % im Januar macht das nach Adam Riese eine Preissteigerung von über 20 % (in Relation zum Preis vor Oktober 2005) innerhalb von vier Monaten. Da bin ich mal gespannt, wir Ihr mich jetzt von Euren Dienstleistungen überzeugen wollt.

Ihr Ärmsten, früher war das alles viel schöner gell? Da war man einfach der staatliche Gasversorger und alle haben einfach gezahlt. Heute dagegen müßt Ihr Euch auch noch vor dem Pöbel Euren Kunden rechtfertigen. Wie grausam und ungerecht. Jetzt muss ich Euch wieder einen Brief schreiben, in dem ich Eure Preiserhöhung ablehnen muss. Ich warte auf den Tag, an dem das Gasmonopol fällt. Denn dann werde ich nichts lieber tun, als Euch vor den Koffer zu kacken. So. Und jetzt schön langsam die Dose Mitleid austrinken …

Prost!
Dein reieRMeister