―17. April 2005

Liebe unbekannte Mitarbeiterin von Sinn Leffers,

diese Dose Mitleid ist ganz allein für Dich! Du brauchst sie jetzt sicherlich, denn ich habe Dir keinen Umsatz beschert.

Wie konnte ich mich auch nur erdreisten, einfach so in Deine Hemden- und Krawatten-Abteilung zu kommen? Ich hätte mein Kommen zumindest vorher ankündigen sollen. So stand ich nun vor Dir und wollte Beratung. Und dann beging ich auch noch das Sakrileg, Dich anzusprechen! Dich! Ich weiß, dass ich so Deine Göttlichkeit in frage stellte und Dich auf meine Stufe herabwürdigte. Ich hoffe Du kannst mir verzeihen.

Du jedenfalls konntest natürlich nicht anders, als Dich umzudrehen und mich allein stehenzulassen. Vielleicht war mein Versuch, zu Dir zu sprechen nicht verständlich genug. Wir gewöhnlichen Sterblichen haben eine für Euch sicher ungewohnt dumpfe Aussprache. Vielleicht waren auch meine äußerlichen Insignien nicht deutlich genug, um mich Deinen Augen als Kunden erkenntlich zu machen. Das verpackte Hemd in meiner Hand und mein fragender Blick sind sicher nicht ausreichend gewesen. Ich sehe das ein. Deine Nichtachtung war die gerechte Strafe.

So konnte ich dann nicht anders, als mein Geld zu einem anderen Konsumtempel zu tragen und dort ein Hemd und eine passende Krawatte zu meinem Hochzeitsanzug zu kaufen. Eines habe ich aus dieser Begegnung mir Dir gelernt: Ich kann und werde Dich nicht dazu zwingen, mit meinem Kaufwunsch Umsatz zu machen. Es wird nie wieder vorkommen.

Versprochen.

Prost!
Dein reieRMeister