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19. April 2003

Zum Verständnis dieses Textes

Dieser Text ist kein Tutorial sondern nur ein Wegweiser. Ich gebe keine endgültigen Antworten. Ich will niemanden bekehren. Ich weise lediglich auf Fehler und Fehlinterpretationen hin.

Manifest: Webdesign 2.0

Des reieRMeisters Vorschläge für ein zukunftsfähiges Webdesign

In der Vergangenheit haben die Browserhersteller vor allem eines bewiesen: Sie haben kein Interesse daran, Ihre Produkte standardkonform zu gestalten. Und sie werden es auch künftig nicht anders halten – wenn sie nicht dazu gezwungen werden.

Während des sogenannten „Browserkriegs“ zwischen Netscape und Microsoft übertrumpften sich die beiden Hersteller mit immer neueren proprietären „Erweiterungen“ und „Interpretationen“ bestehender Standards. Bei Lichte besehen sezierten die Hersteller den Standard, nahmen die Teile, die sich mit Ihren Eigenentwicklungen deckten, und verarbeiteten diese in ihren Browsern. Das Netz drohte an diesem Krieg zu zerbrechen.

Das W3C als standardgebende Instanz war bisher nicht in der Lage, die Browserhersteller zur konsequenten Einhaltung der verabschiedeten Standards zu bewegen. Deshalb müssen andere diese Aufgabe übernehmen. Die Webautoren und Webdesigner sind jetzt gefordert, das Fundament ihrer Arbeit zu sichern. Denn es liegt zu allererst in ihrem Interesse, dass die Grundlage des WWW ein sauberer, offener und transparenter Standard ist.

Wie Monopole entstehen …

Eine Webseite kann aus zwei Perspektiven heraus gestaltet werden: entweder der Autor orientiert sich an den Fähigkeiten der Browser oder er orientiert sich am W3C-Standard. Macht der Autor den Browser zum Maß der Dinge, dann unterwirft er sich den Bedingungen der Browserhersteller.

Am Ende stehen Webseiten, die für jeden Browser speziell aufbereitete Seiten bereitstellen. Den zur Erstellung dieser Seiten erforderlichen Mehraufwand bezahlt in der Regel kein Auftraggeber. Als Konsequenz haben sich viele Webdesigner an den Marktanteilen der verwendeten Browser orientiert und nur noch Seiten für einen speziellen Browsertyp entwickelt. Das wiederum förderte eine weitere Monopolisierung des Browsermarktes. Denn viele Nutzer von Minderheiten-Browsern mußten auf den Monopol-Browser wechseln, wenn sie diese Seiten trotzdem besuchen wollten.

… und wie sie gebrochen werden können

Das Webdesign ist ein wesentlicher Faktor für die Zusammensetzung des Browsermarktes. Wenn Webautoren bei der Erstellung der Seiten auf proprietäre Erweiterungen und Interpretationen verzichten und statt dessen dem W3C-Standard entsprechende Seiten schreiben, dann stehen diese allen Nutzern zur Verfügung und die Frage des richtigen Browsers rückt in den Hintergrund. Das ist ein bedeutender Schritt in Richtung Freiheit für die Nutzer und die Autoren. Und ein entscheidender in Richtung Einhaltung fairer Spielregeln für die Browserhersteller.

Ein wichtiger Beitrag

Jeder Webautor kann einen Beitrag dazu leisten, dass das Netz sich weiter in Richtung eines breit akzeptierten Standards entwickelt. Dazu genügt es, ein paar Punkte beim Webdesign zu beachten.

Denkt daran, dass Webseiten Dokumente sind!

Der Grund, warum die meisten Webseiten so furchtbar sind, liegt schon in der Tatsache, dass es keine Dokumente sind. Bedenkt Ihr diesen Punkt schon bei der Konzeption einer Seite, dann fällt es Euch meist leichter, gute und erfolgreiche Websites zu erschaffen.

Der Inhalt ist auch bei Webseiten das bestimmende Element. Die Form eines Dokuments ist dennoch mehr als nur Kosmetik. Ein Dokument ist schliesslich ein Medium zur Übermittlung von Information. Je besser die Form den Inhalt transportiert um so erfolgreicher ist das Dokument. Bei Webseiten ist das nicht anders.

Benutzt (X)HTML nur zur logischen Gliederung einer Seite!

Markup dient zur Strukturierung von Informationen. Damit soll erreicht werden, dass die Texte leichter verständlich werden, besser durchsucht und ausgabeunabhängiger publiziert werden können. Eine logische Struktur sorgt dafür, dass Webseiten besser von Menschen und Maschinen gelesen und verstanden werden können.

Es ist nicht einfach nur schlecht, formatierende Attribute im (X)HTML zu verwenden – es ist ein großer Fehler. In diesem Fall wird die rein logische Struktur des Dokuments zerstört.

Schreibt nur valide (X)HTML-Dokumente!

Alle Fehler, die ihr in eine Seite einbaut, weil ihr den Standard verletzt, werden zu Recht vom Browser und vom Validator bemängelt. Daraus resultierende Fehlinterpretationen des Browsers liegen allein in Eurer Verantwortung.

Lest die Spezifikationen des W3C!

Die Spezifikationen des W3C enthalten weit mehr, als nur Definitionen der (X)HTML-Elemente und deren Formatierungsmöglichkeiten mit CSS. Sie erläutern auch die Intention der Sprachen und ihrer Elemente. Wenn Ihr dieser Intention folgt, könnt Ihr eigentlich keinen Fehler machen.

Als Beipiel sei hier der sinnvolle Einsatz von Tabellen erwähnt. Diese sollten nur zur Erfassung tabellarischer Daten – also zum Beispiel einer Bilanz oder einer Berechnung – dienen. Ein Einsatz als Designkrücke widerspricht der Trennung von Markup und Style.

Benutzt nur Cascading Stylesheets zur Formatierung einer Seite!

Ihr werdet schnell die Power der Cascading Style Sheets begreifen, wenn Ihr die Formatierung einer kompletten Site durch Anpassungen in einer Datei verändern könnt.

Ihr könnt Eurer Seite mit CSS problemlos mehrere Designs verpassen. Der Besucher Eurer Seite kann dann wählen, in welchem Erscheinungsbild er die Seite betrachten will.

Browser – oder etwas allgemeiner: User Agents – die keine CSS interpretieren können, stellen die Seite dann in der Standardformatierung dar. Wenn das Dokument logisch gegliedert ist, können die Besucher das Dokument trotzdem gut erfassen.

Formatiert Eure Webseiten für möglichst viele Ausgabemedien!

Bei der Formulierung der CSS-Regeln zur Ausgabe auf nicht-visuellen Medien werden Euch eventuell noch strukturelle und inhaltliche Fehler in Euren Seiten auffallen. Diese Chance zur Verbesserung der Acessability Eurer Seiten solltet Ihr unbedingt nutzen.

Verlasst Euch nicht auf WYSIWIG-Editoren!

WYSIWYG-Editoren versprechen den Benutzern, das Webdesign einfach und leicht zu machen, indem Sie Ihn weitestgehend vom Quelltext fernhalten. Jedoch kann kein WYSIWYG-Editor – ungeachtet seiner Fähigkeiten valides (X)HTML zu erzeugen – eine logische Struktur garantieren. Genau das ist aber der Dreh- und Angelpunkt eines standardkonformen Webdesigns. Diese grafischen Werkzeuge sollten daher bestenfalls als Hilfsmittel zur Visualisierung einer Idee dienen.

Also Ihr Webdesigner und Webautoren da draußen: Verabschiedet Euch vom browserspezifischen Webdesign! Verabschiedet Euch von unzähligen (X)HTML-Varianten je Seite! Beendet die Monopolisierung des World Wide Web! Zwingt die Browserhersteller zur Einhaltung der W3C-Standards! Sorgt für faire Spielregeln im Netz!

Definitionen

Dokument
Ein Dokument ist ein physisch existenter Informationscontainer, der als Einheit wahrnehmbar, speicherbar, versendbar und verwendbar sein muss.
Markup
Markup heißt übersetzt Auszeichnung/Kennzeichnung. Im Fall von (X)HTML steht Markup für das Kennzeichnen von einzelnen Textabschnitten zur inhaltlichen Strukturierung des gesamten Textes.

W3C-Spezifikationen

HTML 4.01 Specification“
… die Spezifikation für HTML 4.01 des W3 Consortiums – es gibt auch eine deutsche Version.
XHTML 1.0 The Extensible HyperText Markup Language (Second Edition)“
… die Spezifikation für XHTML 1.0 des W3 Consortiums – auch diese gibt es auf deutsch.
„Cascading Style Sheets home page“
… die CSS-Homepage des W3C, hier sind alle relevanten Spezifikationen zum Thema CSS zu finden.

Weiterführende Informationen

„Markup und Style Basics“
… eine gute praktische Einführung in die Thematik Trennung von Markup und Style.

Mehr Links zum diesem Thema gibt es in meinen Surftipps.